29 Oct

Michael W. war einer von denen, die nie laut waren – aber da, wenn es drauf ankam.

1988 zog er die Uniform an, mit 20 Jahren, frisch aus der Ausbildung zum Feinmechaniker im Marinearsenal Wilhelmshaven.

Er wollte etwas Sinnvolles tun, etwas, das bleibt. Kein Held, kein Schreihals – einfach ein Mann, der Verantwortung übernahm. Er machte seinen Weg: Feuerwerker, Kampfmittelbeseitiger, Waffentechniker, Offizier.

Ein Spezialist, der wusste, was er tat – und was es kostet, Fehler zu machen. Einer, der dorthin ging, wo andere den Atem anhielten.2003 wurde er nach Afghanistan geschickt, kurz nach dem Busanschlag von Kabul.

Nicht zum Kämpfen, sondern zum Aufräumen nach dem Chaos.

Als Kampfmittelbeseitigungsoffizier arbeitete er dort, wo noch Rauch in der Luft lag, Metall splitterte und Blut im Sand klebte.


Er war der, der die Reste zusammensuchte, damit andere überhaupt wieder sicher atmen konnten.

Und was er dort sah – das geht keinem mehr aus dem Kopf. Nur die Bundeswehr sah irgendwann weg.

Eine Kur? „Steht Ihnen nicht zu.“

Nachsorge? „Gibt’s noch nicht.“

Also machte er, was Soldaten eben machen: Zähne zusammenbeißen.

Lächeln, weitermachen, durchhalten. 

Bis 2008 – da brach er zusammen. In Stetten am kalten Markt, mitten im Dienst.

Man brachte ihn nach Ulm in die Klinik. Diagnose: Einsatzfolge. 23 % GdB.

Ein Stück Papier. Kein Gespräch, kein Verständnis, kein echtes Zuhören. Er diente weiter. Jahrelang.

Flensburg, Stetten, Jülich. Führte, bildete aus, funktionierte.

Bis 2022 – da kam der Einbruch, diesmal endgültig.

Körper, Kopf, Seele – alles im roten Bereich. Mit Hilfe des Sozialdienstes und eines Militärpfarrers stellte er 2023 einen Verschlimmerungsantrag.

Was folgte, war kein Verfahren – es war ein Hohn.

Akten verschwanden. Zuständige waren im Urlaub, im Mutterschutz, krank.

Nach anderthalb Jahren kam der Bescheid: 30 %.

30 %. Für all das. Sein Therapeut lachte bitter.

Und KptLt a.D. Michael W. legte Widerspruch ein. Oktober 2025: Ablehnung.

Begründung: Alles, was nach der Pensionierung am 1. April 2024 passiert, geht uns nichts mehr an. Ein Satz.

Ein Satz, der einen Soldaten bricht, der 36 Jahre gedient hat.

Ein Satz, der lauter schreit als jede Explosion. Heute kämpft Hptm. d.D. Michael W. nicht mehr gegen Minen.

Heute kämpft er gegen Paragrafen, gegen Gleichgültigkeit, gegen das Vergessen.

Er hat keinen Cent gesehen, keine echte Hilfe, keine Anerkennung.

Nur Briefe. Und Erinnerungen, die nachts nicht schweigen. Er ist müde.

Aber er steht trotzdem auf – weil Aufgeben nie eine Option war. Und genau entsteht Ghost Rock Legacy.

Weil es irgendwo einen Ort geben muss, wo Menschen wie Michael W. endlich zur Ruhe kommen dürfen.

Therapie, Kameradschaft, Zusammenhalt und inneren Frieden erfahren dürfen.

Wo Kameradschaft wieder etwas bedeutet.

Wo man nicht Akten abarbeitet, sondern Menschen sieht. Ghost Rock Legacy steht für all die, die jahrelang getragen haben, bis keiner sie mehr trug.

Für die, die nach Hause kamen – aber nie wirklich zurückkehrten.

Für Michael W. – und für alle, die ihm gleichen. Damit kein weiterer Kamerad zwischen den Zeilen eines Ablehnungsbescheids verschwindet.


Nachsatz

Es darf in einem Land wie Deutschland einfach nicht sein,

dass Soldaten, Veteranen und Einsatzkräfte, die für Sicherheit, Freiheit und Menschenleben ihren Kopf hingehalten haben,

nach ihrem Einsatz auf sich allein gestellt bleiben.

Dass sie in Ämtern zu Fallnummern werden,

während die seelischen Wunden unbeachtet weiterbluten. Ein Staat, der Verantwortung fordert, muss sie auch übernehmen – bis zum Schluss.

Ghost Rock Legacy steht genau dafür:

Für eine Nachsorge, die diesen Namen verdient.

Für Würde, Zusammenhalt und echte Kameradschaft – jenseits von Formularen.

Damit Loyalität endlich keine Einbahnstraße mehr ist.

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